Herr V. und das Pausenbrot

Während einer onkologischen Behandlung erzählte mir Herr V. seinen Plan um sich von dieser Welt zu verabschieden. In meinen Teilzeitjob auf der Onkologie des Spitalzentrums Biel komme ich täglich mit der Vergänglichkeit in Berührung und es beeindruckt mich immer wieder sehr, wie manche Patienten damit umgehen.

So auch Herr V.

“ Ich habe entschlossen, mich zu verschenken (schmunzelt). Ich verschenke meinen ganzen Körper und deren Inhalt für medizinische Zwecke und die Krebsforschung. Da ich keine Familie und Nachkommen habe, macht es für mich Sinn, mein Erbe an die medizinische Entwicklung weiterzugeben. Der Körper ist ja nur eine Hülle. Ich bin Atheist und glaube nicht, dass es nach dem Tod weitergeht. Eine Beerdigung wird es auch nicht geben, das ist nicht nötig, so kann man die Kosten dafür sparen. Mit meinem Anwalt habe ich den Plan schon so besprochen (lacht).“

Ich sagte dann zu Herr V: „Sie sind ein grosszügiger Mensch und werden etwas sehr Wertvolles hinterlassen ohne Gegenleistung“.

Darauf meinte Herr V: „Vielleicht bekomme ich dafür ein Pausenbrot.“ (wir lachen gemeinsam aus vollem Herzen)

Diese schöne Geschichte passt wunderbar in die aktuelle Zeitqualität von Allerheiligen/Allerseelen. Wir gedenken unseren Ahnen und allen Seelen, die das Erdenspiel schon verlassen haben und erinnern uns an den Kreislauf des Lebens: Stirb und Werde. In der Vergänglichkeit zeigt sich die Wirklichkeit das Leben zu feiern, zu geniessen und dafür dankbar zu sein.

Sich selber verschenken, täglich, nicht erst am Ende des Lebens. Jeder hat seine Gaben und Talente um diese zum Wohle aller zur Verfügung zu stellen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert